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Gaara, vom 09. November 2011, um 18:56 Uhr

Vier Tage sind verstrichen. Vier Tage braucht es einen Menschen zu zerbrechen. Es war richtig und gut, sich dafür zu entscheiden, dem kleinen Spektakel beizuwohnen. So hockt er im Schatten, auf einem Mauervorsprung, abseits vom Geschehen und hat doch einen guten Blick auf das Podest. Gebackene Pflaumen mit Honigüberzug in der Hand. Sie sind süß und klebrig, aber unerhört köstlich. Eine willkommene und geschmackvolle Näscherei zum unterhaltsamen Drama.
Öffentliche Bestrafungen, stellt er fest, wirken ähnlich entrückt von der Wirklichkeit wie Kämpfe zur allgemeinen Bespaßung. Sogar eine sonst behaglich sanfte Sonne, wirft plötzlich ein hässliches Licht und zaubert harte Konturen. Malt mit den heftigen Pinselstrichen eines wütenden Künstlers. Kleckst hin. Verwischt. Unbequemes Graubraun und ein kaltes Rot. Unterstreichende Linien, fett und schreiend schwarz, die dem empfindsamen Betrachter aggressiv gegen die Sinne schlagen. Dagegen wirkt das Blau über den Dächern unpassend heiter. Trotzig gar. Kopiert aus einem anderen Bild. Genau wie das zurückhaltend verteilte, fröhliche Gelächter hier und da aus versteckten Winkeln des Platzes. Es muss am Geruch liegen. Blutgestank. Leichte Fäulnis. Aus menschlichen Poren triefende Erregung... Es kehrt eine ganz andere menschliche Seite zu Tage.
Im Grunde genommen ist die Handlung des eigentlichen 'Bühnenstückes' langweilig. Seine Darsteller, die Wachen und der Gefangene, stecken in ihren festgesetzten Rollen - letzterer unfreiwillig. Umso interessanter ist dafür die Reaktion des Publikums. Erzeugte Erwartungen. Resonanz. Warum sie sich so verhalten. Woher die Freude am Schikanieren und Obstwerfen stammt, und besonders die Begeisterung, mit beiden Händen in Kot und Verdorbenes zu fassen. Absolut wertvoll. Die Welt ist ein unversöhnlicher Ort... Er lächelt, sodass seine Augen dabei fast zu unsichtbaren Schlitzen werden, und hofft sehr, Iruan sieht es nachdem er mit dem Speihen und Spucken fertig ist. Er hat sich auch vorgenommen dem armen Tropf fröhlich zuzuwinken, sobald dieser in seine Richtung schauen wird.

Iruan, vom 09. November 2011, um 21:25 Uhr

Er erbricht, kann es nicht unterdrücken, sein Leib zittert vor Schwäche. Erst würgt er, dann spuckt er nochmals. Der beißende Geruch und der bittere Geschmack erfüllen einmal mehr seine Sinne. "Ah-hh", stöhnt er schwach, spuckt nochmals, doch der Speichel bleibt brennend auf den spröden Lippen und hängt in langsam länger werdenden dünnen Fäden hinab. "Thh", kommentiert er leise hauchend. Vielleicht ist es auch ein missglückter Versuch sie los zu werden. Was soll's... bis heut' Abend... heute Abend... Die Sicht versagt ihm einen Moment lang, nicht dass er viel auf dem Boden gesehen hätte. Als sein Blick wieder aufklart und zugleich die Benommenheit etwas weicht, versucht er die Fingerspitzen zu bewegen und fühlt das Prickeln in den taub werdenden Gliedern. Ein plötzlicher Husten schüttelt ihn und er verzieht schmerzerfüllt das Gesicht, keucht unwillkürlich und wünschte, er könnte um Gnade betteln. So tief gefallen... Ein müdes Lächeln, das bei seinem hängen gelassenen Kopf wohl keiner sieht. Nein, er würde nicht betteln, nicht auf Westron und nicht in seiner Muttersprache.... Noch nicht... nein, niemals.

Gaara, vom 13. November 2011, um 19:08 Uhr

Aww... Es passiert doch nicht viel. Ist Iruan zu erschöpft, zu ausgelaugt, zu betäubt vom Schmerz? So sehr, dass er nicht einmal mehr den Kopf heben kann und seine Umgebung in bedeutungslose, weit entfernte Sphären rückt? Zumindest lebt er noch. Der lautstarke Auswurf von Schleim und Galle beweist es. Denn die Toten pflegen sich weitaus leiser - zum Teil glucksend und zischend - zu entleeren.
Damit es nicht zu öde wird, gibt er seinen Sitzplatz auf. Er springt auf die Füße und schlendert unaufdringlich interessiert am Rande des Marktes entlang. Mal hierhin, mal dorthin wird ein Blick geworfen, der Sonnenstand geprüft, der Inhalt eines Ladenfensters beäugt... und wie durch Zufall führt ihn sein Weg irgendwann direkt vor den gepeinigten Ostling. Mit Bedacht weit genug entfernt, das die Distanz für Spucke und Erbrochenes unüberwindbar bleibt. Um aber nicht nur den glanzlosen, verfilzten Haarschopf anstarren zu müssen und die gewünschte Aufmerksamkeit zu erhalten, beugt er sich so zur Seite - gerade das vorletzte Stückchen Süßigkeit im Mund - das er ein Bild von der Miene des Gefesselten erhaschen kann. "Oh?" Iruans Lächeln überrascht ihn. Von dem vermuteten Wunsch, das Leiden zu beenden, ist hier keine Spur zu sehen. "Sanfte Grüße." Auch der Blauäugige lächelt anlässlich ihres Wiedersehens; glatt poliert und wissend. "Na, hast du denn etwas gelernt?"

Rhawni

Iruan, vom 13. November 2011, um 22:13 Uhr

Schritte... Waren es Schritte? Die Geräusche mischten sich zu sehr hinter dem pulsieren seines Blutes. Ihm war immer noch übel, aber sein Magen konnte nichts mehr hergeben. Schritte... Da sind sie wieder. Derselbe? Ein anderer? Aber dieses Mal scheinen sie wirklich zu sein und derjenige heran zu kommen. Iruan achtet angestrengt auf sie, ihren Rhythmus. Es lenkt ein wenig von den Schmerzen ab, sich so stark auf etwas sonst so Leichtes zu beschränken. Eine Frau... oder ein leichtfüßiger Kämpfer.. ein Dieb.. ein Spion... selbst Kopfgeldjäger wäre möglich... Nein, es ist zu schwer in seinem Zustand zu sagen, welche Art Mensch sich nähert. Noch während er der Frage nachgeht verstummen die Schritte. Diese Stimme.. Er entsinnt sich nicht, wer es ist. Es ist seltsam plötzlich wieder eine vertraute Sprache zu hören... seine Sprache... Rhawni. Wieder lächelt er. Es gab nur einen, den er kannte, der auch diese Frage stellen würde. Iruan will aber sicher sein und so zwingt er sich, den Kopf zu heben, bis er das Gesicht des anderen sehen kann. Langsam, Stückchen für Stückchen nur, hebt er ihn und blickt schließlich in die eisblauen Augen, nur um dann wie von diesen noch weiter geschwächt, den Kopf wieder sinken zu lassen. "Ihr..", krächzt er auf Rhawni und schweigt dann wieder. Fehlt noch, dass dieser nun in einer ihm verständlichen Sprache seinen Spott mit ihm treibt. Machtlos hängt er weiter in den Fesseln. Iruan blinzelt. Mit einem Mal fühlt er sich entsetzlich an jedweden Schmerz erinnert, der schon beinah im dumpfem Stumpfsinn verebbt war.

Gaara, vom 14. November 2011, um 00:12 Uhr

Er wird erkannt. Nunja, das 'Erkannt werden' hat in der Vergangenheit meist recht gut funktioniert. Damit gab es nie Probleme. Wie man das auch immer sehen will... Und wie gewohnt bricht bei seinem Gegenüber keine Begeisterung aus. Doch seine Mundwinkel bleiben für die harmlose Fassade freundlich verzogen. "Ein erfahrener, alter, selbstüberzeugter Mann behauptete einmal, normalerweise machen Menschen nur einen ernsthaften Fehler in ihrem Leben. Um sich weiterzuentwickeln. Alle anderen sind Auswirkungen dieses einen." flötet er völlig unbekümmert nach einem Moment der Stille - die Zeit, die verstreicht bis die gebackene Frucht im Mund zu süßem Traum zerschmilzt, während er beobachtet, wie die von Willenskraft aufrecht erhaltene Anspannung von den Gliedern des Ostlings rutscht. Sein Ton ist dabei leutselig, offen, geradezu höflich. Etwas, dass er mittlerweile in jeder Situation abspulen kann. Unabhängig vom Inhalt seiner Worte. "Es stellt sich die Frage, worin dein Fehler liegt. Und ob dieses Ereignis hier ausreicht, das du ihn erkennst und aus ihm zu lernen vermagst." Iruan weiß sicher, wie leicht man sich für eine heftigere Bestrafung hätte entscheiden können. Mehr als nur Narben würden ihn dann an diesen Tag erinnern. Und wenn man es nüchtern betrachtet, so haben fehlende Körperteile und ein zerstörtes Augenlicht garantiert eine nachhaltigere Wirkung als ein paar Peitschenhiebe. "Dir fehlt ja nichts." stellt er sehr sachlich fest. "Nichts von Bedeutung, meine ich." Ist das amüsant? Bestimmt.
Abermals entsteht eine längere Pause. Ausgefüllt mit intensiver Musterung und leisen Atemgeräuschen. Ein winziges Stückchen lehnt er sich Iruan schließlich entgegen, Neugierde in der Stimme, um eine weitere Frage an ihn zu richten, die vollkommen unpassend erscheint.
"Tut es weh?"

Iruan, vom 14. November 2011, um 11:22 Uhr

Iruan atmet eher stoßweise. Die zurückkehrenden Schmerzen treiben erneut Schweißperlen auf seine Haut. Er verzieht das Gesicht vor Schmerz als würden sie durch Gaaras Anwesenheit angefacht. Es ist natürlich Unsinn, lediglich fordert sein erneut vermehrtes Denken seinen Tribut. Es war nur ein kleiner Fehler... wenn SIE mich nicht gefunden hätte... Sein Atem stockt, irgendein Atemzug oder kleine Bewegung, vielleicht auch eine unbewusste Muskelanspannung, jagt ihm brennenden Schmerz durch den Leib. "Ja..", ächzt er und keucht einige Augenblicke. "Ein Fehler...", stößt er dann ebenso auf Rhawni hervor. Besser ich behalte.. meine Gedanken für mich, der.. ist im Stande und erzählt ...es noch Es schmerzt, brennt, reißt.. Wie gerne würde er wieder in den fast gedankenlosen Stumpfsinn abtauchen, der sogar seine Wahrnehmung von sich selbst so weit trübte, dass er nichts mehr zu spüren schien - jedenfalls so gut wie nichts.

"Dir fehlt ja nichts." hört er sein Gegenüber sagen und für einen Moment hält er es für den Spott, den er bereits erwartet hatte. Aber, der eigentlich Fremde Mann ist ihm mehr ein Vertrauter als alle anderen hier - und er kennt die Strafen, die Iruan fürchtete, die er durchaus auch angedeutet hatte. Milde ist diese und doch mag es Iruan kaum glauben. Der Moment verfliegt, als Gaara fortfährt. Ja.. bestätigt er ihn lediglich in Gedanken. Kurz denkt er auch daran, dass er vielleicht an Wendigkeit und Schnelligkeit einbüßte, allerdings ist es keine feste Überlegung, mehr flüchtig am Rand entlangschleichend und gleich wieder fort. Doch die Frage die dann kommt, wäre blanker Hohn, würde die Neugierde nicht so deutlich und überzeugend daraus hervorklingen. Iruans Mundwinkel zucken, die Andeutung eines ungläubigen Lächelns vielleicht, vielleicht auch um sich über diese dämliche Frage zu mockieren. Einen dem letzten entsprechenden Laut produziert er tatsächlich. Dann hebt er erneut seinen Kopf, mühsam, langsam und in seinen Augen und Gesichtszügen zeichnet sich wahrer Schmerz ab. Sein Blick wandert mühselig, wie es scheint, über den Anderen.

Benommen stößt er einen Atemzug nach dem anderen wieder durch den offen stehenden Mund aus. Sein Oberkörper wandert dabei von Schwäche gezeichnet leicht vor und wieder etwas zurück nach oben, den Schmerz unweigerlich aufrechterhaltend, der seinem maltretierten Rücken entspringt. Bruchstückhaft mit erzwungener Stimme krächzend dringen die nächsten Worte aus dem trockenen Mund des Knienden, der die kalten Augen seines Gegenübers meidet, irgendwo an dessen Mundbereich mit seinem Blick verweilt. Vielleicht fällt es auch einfach nur zu schwer, sich und den Kopf weiter aufzurichten. Was er sagt klingt einfach wie eine hervorgekeuchte und gepresste Wortfolge. Einzig das letzte Wort mag mit viel Mühe auch eine Spur von einer ungläubigen, vielleicht auch neugierigen, Fragestellung erhalten.

"Iiihr.."

"kennt keinen"

"Schmerz..?

Gaara, vom 16. November 2011, um 18:35 Uhr

Begeistert verfolgt er die Reaktion Iruans. Die Anstrengung, die es den Ostling kostet, zu antworten. Und dennoch tut er es. Zwingt er seinen ausgetrockneten Lippen ein paar melodische Silben auf. Ja, an Stelle den ungebetenen Eindringling zu ignorieren, will er sich mitteilen, auch wenn es ihm offensichtlich schwer fällt. Warum? Weil der Übersetzer nicht in den eigentlichen Prozess eingegriffen hatte? Weil er kein bewertendes Urteil fällte; weder vor vier Tagen noch jetzt? Das wird es sein. Reine Information stellt sich naturgemäß auf niemandes Seite. Sie ist einfach nur da. Zwar kein Freund. Aber eben auch kein Feind. Also zurück zur Hauptüberlegung. "Der Fehler... ist darum vielleicht nicht der Alkohol, die Frau oder allein von vornherein die Idee zu Stehlen, ne? Des Fehlers Kern..." Arglos, mit fast kindlicher Freude an diesem Zeitvertreib - denn die Begegnung mit dem Gequälten ist nichts anderes, nichts tiefgründigeres für ihn - sinniert er über den Gedanken nach. Grandioserweise könnte seine geschlussfolgerte Lösung für die Basis aller falschen Entscheidungen gelten. Er verrät Iruan ohne Hemmungen das Geheimnis. "..., vertrau mir, ist viel simpler: Du bist zu einer Spielfigur geworden, anstatt der Spieler zu sein."
Das Blau seiner Augen wird noch etwas schärfer. Doch er bleibt entspannt und unter Kontrolle.
Liebend gern wüsste er, was Iruan daraufhin zu entdecken versucht. Etwas, dass nicht existiert? Etwas, dass unsichtbar oder verborgen ist? Ach, solch ein Zehren an den wertvollen Kraftreserven! So viel Selbstgeißelung völlig umsonst! Eine Welle bezaubernder, gleichsam nicht wirklich nachfühlbarer Empfindungen überrollt den anderen Ostling wohl. Sein Gesicht spricht da Bände. "Oya? Ist das so? Eine gute Frage." Vom kryptischen Lächeln des Suka erhält man jedenfalls keine Hinweise. "Gewiss nicht wie du." Zwischen den Fingern der Linken beginnt er abwartend das Holzspießchen zu drehen, auf dem das letzte Stück honigglänzendes Backobst steckt. "Aber darüber sollten wir nicht sprechen." Kurzerhand bietet er Iruan lieber die mitgebrachte Leckerei an.
"Pflaume?"

Iruan, vom 17. November 2011, um 16:39 Uhr

Spiel...figur... denkt er bei sich und versucht mit dem Denken eher wieder aufzuhören, kann es aber nicht, nicht nachdem sein Gegenüber weiter mit ihm spricht. Darüber nicht? Sie würden also nicht über Gaara sprechen, nein, Iruan würde das Thema bleiben, die Spielfigur, ja? Iruan spannt seine Armmuskeln und es schmerzt am Rücken wie feurige Bahnen. Er beißt die Zähne zusammen, schnaubt durch die Nase und drückt sich mit geschlossenen Augen in die Fesseln, um durch den Widerstand etwas Hilfe beim Aufrichten zu bekommen. Es schmerzt und weckt sein innerlich deutliches Widerstreben zu tun was er tut. Alles in ihm schreit ihm zu, einfach zu bleiben wie er ist, sich nicht zu regen, keinen Muskel anzuspannen. Sein Leib zittert vor Anstrengung, während er sich keuchend aufrichtet, unwillig sich seiner Schwäche weiterhin einfach hinzugeben, unwillig vollkommen ausschließlich das 'Spielzeug' zu sein. Es kostet unsäglich viel Kraft, aber schließlich kniet er zumindest aufrecht zwischen den Fesseln, etwas wankend, aber doch. Stoßweise geht sein unkontrollierter Atem, reißt ihn und jagt ihm glühenden Schmerz durch die Glieder. Er will nicht atmen, aber er muss, er kann nicht anders. Seine Arme sind immer noch gespannt, aber seine Handgelenke werden nun weniger abgeschnürt. Die Wache wird etwas aufmerksamer, doch Iruan macht keine Anstalten aufzustehen oder gegen die Fesseln weiter anzukämpfen. Seine Hände und Finger zucken dann und wann, mal heftiger, mal weniger heftig, aber stets stark genug, dass es dem aufmerksamen Beobachter auffallen muss. Das Gefühl kehrt zurück in seine Finger und bringt auch dorthin feurigen Schmerz, ehe das Blut wieder ausreichend fließt. Mit geschlossenen Augen und gesenktem Haupt verweilt er, noch mit sich ringend, aber mit zunehmender Beherrschung.

Gaara, vom 19. November 2011, um 19:10 Uhr

Er schürzt die Lippen. Seine Brauen heben sich. Mit einem absichtlichen Ausdruck von überraschter Skepsis verfolgt er Iruans Bestreben, eine weniger gedemütigte Haltung einzunehmen. Aber seine Augen bleiben starr und kalt. Dann lacht er. Ein Kichern gar. Leise, leise... ein zartes Geräusch, dass auf dem Markt so gut wie untergeht. Lacht zum ersten Mal seit Jahren wieder, so leicht, so dezent, so samten grausam. Ähnlich einem Großvater, den die Naivität seines Enkels amüsiert. Schüttelt den Kopf, blickt wieder auf, schmunzelnd - es ist ein schönes, vermeintlich warmes Fuchslächeln - und seine Augen sind immer noch kalt. "Versuche es ruhig. Strebe danach so sehr du willst, aber solange du nur eine der Figuren bist, könntest du nie bemerken, auf welche Weise Spiel überhaupt funktioniert." Er wird konkreter. "Hättest du dich jetzt gequält, wenn ich nicht mit dir gesprochen hätte? Was ist das? Stolz und Eitelkeit? Trotz, genau das Gegenteil von dem zu tun, dass dir jemand sagt?" Der blauäugige Suka wackelt mit dem Holzstäbchen. "Gib auf, nimm es hin, flüstert er und du kämpfst gegen deine Angst und deine angeblichen Feinde. Finde einen neuen Weg, koste die Süße des Lebens von einem anderen Standpunkt, biete ich an und du folterst dich undankbar selbst." Er seufzt. Pflückt die Pflaume mit den Zähnen ab und schließt genießerisch die Augen. "Das ist köstlich." Mit vollem Mund genuschelt aber eindeutig doppeldeutig. "Weißt du, dir nicht zu helfen bedeutet nicht, das ich gegen dich bin."

Iruan, vom 20. November 2011, um 09:38 Uhr

Das Lachen des Anderen klingt weniger höhnisch denn Boshaft. Letztendlich ist es aber gleich. Iruan ist klar, dass sich sein Gegenüber über ihn amüsiert, seine Rolle bei dem Ganzen genießt. Es ist ein kaum hörbarer Laut, schon die Wachen hier in der Nähe würden ihn nicht mehr hören. Für Iruan genügt es und er beißt die Zähne aufeinander. Richtet seinen Blick auf den anderen und schafft es doch nicht lange in diesen kalten Augen zu verweilen. Des Anderen Gesichtszüge zeigten ein Lächeln, das Iruan unecht erscheint und doch bereits gut geübt, sehr gut sogar. Vielleicht lag es auch nur an den Augen. Diese Augen, in denen einem das Herz gefror, wenn man nicht stark genug war, sie länger zu ertragen. Die Worte Gaaras bleiben ein Rätsel. Hätte Iruan sich aufgerichtet, wäre er nicht gekommen? Vermutlich nicht.. oder vielleicht doch? Seine Handgelenke schmerzten noch immer, aber der Schmerz in ihnen und das unkontrollierte Zucken seiner Hände, ehe sie wieder ruhig wurden... es war ein unangenehmes und doch schönes Gefühl.. das Wissen, dass sie noch immer lebten, noch spürten, sich noch regen ließen. Um es zu testen bewegt er nun bewusst seine Finger, was immer der Übersetzer dabei deuten mochte, es war ihm gleich.

Wieder sind die Worte zunächst rätselhaft, denn er spricht davon aufzugeben und kurz darauf vom Kampf. Iruan versteht erst einige Zeit später, dass der Suka wohl meinte, er habe vorgeschlagen aufzugeben in einem Spiel, das er - aus Sicht des Übersetzers - nie gewinnen wird und er hatte sich aufgerichtet, gekämpft. War es das was der andere meinte? In Iruans Kopf pocht es. Er atmete gerne tiefer durch, aber sein Rücken dankte es ihm nicht, also unterlässt er es. Es waren auch mehr die noch nachfolgenden Worte, die Iruan eine Deutung ermöglichten. Die Frucht wäre sicher süß und gut gewesen, aber Iruans Zunge stach bei jeder Bewegung und fühlte sich annähernd taub an. Und irgendwie glaubte er an dem Ding eher zu ersticken, als es zu genießen... Warum, weiß er nicht, denn seine Nase ist frei und vielleicht fühlte sich sein Mund weniger trocken an, hätte er die Pflaume gegessen. Iruan zwingt sich diese Gedanken zu verdrängen. Er quälte sich nur selbst damit. Der Andere isst sie selbst und genießt alles... die Frucht, seine Freiheit und Iruans gesamte Lage. Iruan blickt vor sich auf den Boden, neigt den Kopf aber nur ganz leicht von der aufrechten Haltung nach vorne. Hoffentlich ist dieser Tag bald um...

Gaara, vom 25. November 2011, um 22:47 Uhr

"Komm schon, sprich mit mir. Ich habe dir doch gar nichts getan. Ya?" surrt er, nervtötend ein quengeliges Balg imitierend. "Ya? Iru-chiiii~?!"Aber ist in dieser Rolle ganz und gar nicht niedlich und liebenswürdig. "Du machst keinen Spaß, wenn du nur stumm in den Seilen hängst." Erneut sorgt er für eine Pause, die ausgefüllt wird von genauer Betrachtung. Doch es wird bald langweilig, da sich nichts verändert. Übertrieben tief atmet er also durch und stößt geräuschvoll die Luft aus. Er lässt den plötzlich so glatt und gleichgültig gewordenen Blick schweifen, nach links und rechts den Platz entlang, schenkt sein flaues Interesse für den Moment scheinbar anderen Personen in der Ferne; etwa die dralle Blumenverkäuferin in der bunten Schürze, der Lederwarenhändler oder nur der Mann, der eine Kiepe voll Feuerholz auf dem Rücken schleppt... Das, oder aber seine Gedanken driften ab. In welche Richtung genau bleibt unergründlich. "Spiele zuerst Verstecken, nur mit dir allein. Dann spiele Finden, mit allem um dich herum." Feinen Murmeln gleich raunt er die Worte. Sieht Iruan noch immer nicht an, als wollte er ihm Gelegenheit geben unbeobachtet nach der Wahrheit zu suchen. "Sei deine Mitte. Kann das so schwer sein für die Menschen?" Unerwartet liegt dabei kühler, ruhiger Ernst in seiner Stimme. "Mehr ist es doch nicht." Er schweigt, mustert weiter einen unsichtbaren Punkt in fragwürdiger Distanz. Wartet er auf eine Bemerkung? Ist er fertig? Die Zeit jedenfalls fließt sorglos dahin, dehnt sich, streckt sich wie eine faule Katze in der Sonne, bis der Suka mit hochgezogenen Brauen aus dem Augenwinkel heraus wieder nach Iruan linst.
"Bist du ein gläubiger Mensch?" Lauernd auf eine Antwort, die darüber entscheiden wird, was er preiszugeben gedenkt und was nicht, kaut er die Spitze des Holzstäbchens ab und spuckt das zerfranste Stück mit fadenscheinigem Lächeln zu Boden. "Verrate bloß, ob du jetzt, nach den vielen neuen Ideen, etwas in deinem Leben wandeln möchtest. Bitte."

Iruan, vom 26. November 2011, um 12:23 Uhr

"Ich bin auch kein Gaukler", knurrt Iruan, ob der Aussage, er mache keinen Spaß. Dass er 'nicht zur Belustigung' hier ist, wäre letztlich falsch, wie ihm schmerzlich bewusst ist. Genau darum lässt man ihn hier am Markt, lässt diesen Übersetzer bei ihm bleiben, beäugt die beiden nur misstrauisch, da sie sich auf Rhawni unterhalten, wo Iruan doch kein Westron spricht. Aber es scheint Iruan, so lange er nicht den Eindruck erweckt ausbrechen zu wollen, würde man nicht einschreiten. Würde er aber eben jenen Eindruck erwecken, um den Anderen los zu werden, würde man ihn wohl mehr züchtigen als den anderen, womöglich konnte der Übersetzer sich auch gänzlich herausreden... Iruan wohl kaum. Und wenn er einfach schwieg? Würde der andere dann verschwinden? Ja, er würde. Aber soll er verschwinden? Ja.. Nein... Vielleicht... Die grausame Wahrheit war, dass er Iruan gleichzeitig eine Ablenkung von den langen Stunden bot.. irgendeine Form von Unterhaltung. Und sehr wahrscheinlich wäre es auch die einzige, die er fände... hier, in einer Stadt in der er kein Wort versteht und keiner Rhawni spricht außer dem Einen, wie es scheint.

Rätsel. Wie sollte man mit sich selbst verstecken spielen? Man wusste doch immer wo man war. Und wenn man mit sich finden spielte... wusste man es genau so. "Du bist verrückt", kommentiert Iruan. "Meine Mitte?" Er atmet aus als bereite ihm das seltsame Gerede des Anderen Kopfschmerzen. "Sorgt doch jeder nur für sich selbst... oder ist sich selbst der nächste. Ist doch nicht schwer", meint er schließlich, aber da mochten Zweifel sein, dass der Verrückte nicht doch etwas anderes ausdrücken wollte.

"Wollt Ihr mich zu irgendwas bekehren? Wir ehrten die Götter, besonders Hidhaiikoi, Nakujaizima und den Gott, den wir nicht nennen", erklärt Iruan ihm ein wenig müde werdend. Es ist anstrengend aufrecht zu bleiben, aber wieder in die Fesseln zu sinken wäre schmerzhaft.. und dann käme er gewiss nicht wieder auf. Er fühlt es. Die Kraft dies noch einmal zu bewerkstelligen würde ihm fehlen. Sein Kopf sackt ihm wieder und wieder zur Brust. Benommen, benebelt von Schmerzen, entkräftet von geringer Nahrung, Blutverlust und Wassermangel, fasst er notgedrungen um die Fesseln, die ihn halten. Er hofft, so leichter aufrecht zu bleiben. Er atmet ein, tiefer als sonst, da es ihn nach Atem drängt und doch stockt ihm dieser, als der Schmerz sich stechend und brennend in seinem Leib ausbreitet. Ächzend atmet er aus, lässt seinen Kopf sinken. Die Schwäche, sie würde vorüber gehen und dann könnte er sich wieder leichter halten. Der Schmerz, er würde schwinden und sein Atem wieder leichter werden... Es muss einfach. Zittrig bleibt sein Atmen. Seine Gedanken sind für einige Augenblicke nur darauf gerichtet, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Dann ist es vorüber und er sieht den Übersetzer wieder an, schwach und müde, aber kühl. "Ich werde mich nach dem richten, was sie mir sagen... bis ich frei komme... und dann... wird sich zeigen.. was ich tue", erklärt er zwischen leisem Ächzen und Stöhnen. Es spielt kaum eine Rolle. Soll er sich doch über ihn lustig machen. Soll er doch reden. So oder so, die Stunden würden lange, ehe die Nacht hereinbrach... und dann.. eine letzte Nacht, ehe sie ihn fort schafften. Zur Arbeit in den Steinbruch... Ein müdes Lächeln zeigt sich auf seinen Gesichtszügen. Er bezweifelt, dass er auch nur einen Schritt tun könnte.

Gaara, vom 03. Dezember 2011, um 19:18 Uhr

"Zumindest keiner, der Geld für seine unfreiwillige Darbietung bekommt, eh?" Er dreht sich zurück, Iruan entgegen um nichts zu verpassen, und wirft das zerstörte Spießchen achtlos über seine Schulter nach hinten. Mit den Händen in den Taschen, der leicht geneigten Haltung und dem munteren, heiteren Ausdruck wird rasch klar, dass er die vorherige Partie vergnügt wieder aufnimmt. Denn solange sich Iruan motivieren lässt der Unterhaltung etwas beizutragen, will er sich gern länger hier amüsieren. "Naaa~ Iru-chi, leider falsch geraten. Tatsächlich sehe ich sehr sehr klar." Der Ostling schlitzt die Augen und entblößt die Zähne für ein schelmisches Grinsen. Eine neue Variante, die ihm sicher keine Sympathie einbringt. "Vielleicht klarer als jemals zuvor. Auf jeden Fall klarer als die meisten Menschen." Doch anstatt dies näher zu erläutern, lässt er noch immer auf sich warten. "Richtig. Das ist eines der grundlegendsten Gesetze. Es gilt für alle Wesen. Auch für mich. Aber halt... Langsam... Heißt das, du weist gar nichts von der Mitte?" Die Überraschung auf seinem Gesicht - man kann darüber streiten ob echt oder nicht - weicht einem harmlosen Lächeln, das sich mit nachsichtiger Geduld schmückt. "Erleuchtung und Weisheit... obwohl das ein bisschen aufgeblasen klingt, meinst du nicht auch? Innere Ruhe. Zusammenfügen mit deinem Zwilling!"
Lange starrt er Iruan auf dessen folgende Worte hin an, bis er einfach sacht mit dem Kopf schüttelt. "Dass will ich nicht. Ich bin doch kein Priester. Auch wenn es einst einen Lehrer gab, der ein kohei war. Ich gebe dir bloß Hinweise." Darum helfe ich dir am Ende ja eigentlich doch, eh? "Und ich möchte im Gegenzug nur ein bisschen lernen." Als er fortfährt, werden natürlich die Namen der Götter benutzt, so wie sie am Roten Fluss gebräuchlich sind. Eine andere Bezeichnung für dieselben mythischen Gestalten. "Jhidzuen ist nur ein stiller Beobachter. Und Nayabokoi hat dich, wie es scheint, verlassen. Vielleicht solltest du dir Götter suchen, die dir mehr nützen. Es gibt genug von ihnen zwischen Rhawn und Sunaka. Doch wen meinst du? Wen nennt ihr nicht?" Es interessiert dabei wenig, wie sehr der entlarvte Dieb leidet. Mitgefühl ist zu fremd und zu weit entfernt um es auch nur ansatzweise aufzubringen. So wäre eine schlechte, leicht durchschaubare Lüge nun tiefes, trostloses Bedauern zu bekunden. Stattdessen zeigt er sich süßlich-charmant. Er versteht schon. Er versteht, dass Iruan nichts versteht, von dem was er gesagt hat. Das ist bedauerlich.
"Was denkst du, Iru-chi: Bin ich hier bei dir, weil es mir Spaß macht dich so zu sehen?"

Iruan, vom 05. Dezember 2011, um 00:53 Uhr

Ein mattes Lächeln antwortet dem Übersetzer, als dieser nach der unbezahlten Vorstellung 'fragt'. "Das glauben Verrückte gern", erwidert er ihm in der Pause, ehe er erklärt bekommt, dass er 'richtig' läge. "Ah... das meinst du mit 'Mitte'", nickt er schwach - oder ist es nur, dass ihm der Kopf wieder schwer geworden ist? "Was..", gibt er benommen von sich: "willst du von mir 'lernen'?" Wenig später verzieht er leicht die Lippen. Ist das der Hauch eines verbitterten Lächelns? "Ja.. Nakujaizima hat mich wohl verlassen", seufzt er und lauscht erneut den Worten des Übersetzers. "Wir nennen ihn nicht, der uns die Gabe schenkte... und sie uns nimmt, wenn wir uns seiner nicht als würdig erweisen", erklärt Iruan müde. Hätte er sich nicht so schwach gefühlt, er hätte womöglich den Umstand genossen, dass auch er Worte sprechen kann, die dem anderen nicht unbedingt etwas sagen. Jedoch sinkt sein Kopf wieder zur Brust hinab. Ihn aufrecht zu halten ist anstrengend, es nicht zu tun ungemütlich, dennoch... er kann im Moment einfach nicht mehr. Oder wäre da noch eine andere Erklärung zu finden? Iruan schluckt und hustet einmal kurz. Danach blinzelt er Tränen weg, die ihm der Schmerz in die Augen treibt. Sachte hebt er seinen Kopf an: "Warum sonst wärt Ihr hier...?"

Thâl Silberfinger, vom 09. Dezember 2011, um 09:57 Uhr

Thâl hat sich in einiger Entfernung aufgebaut und sieht sich an was auf dem Platz geschieht. Er ist kein Freund dieser öffentlichen Zurschaustellung. Bei den Zwergen wird ein Urteil vollkündet und vollzogen. Da muss nicht noch gespuckt und mit Gemüse geworfen werden. Kopf ab und gut! Aber so sind sie nun mal die Menschen, sie die von den Göttern zu letzt erschaffen wurden. Es hat schon seinen Grund warum die Zwerge weiter entwickelt sind. Doch dann erweckt etwas seine Aufmerksamkeit. Der Mann an den Pflöcken redet, er redet mit jemandem. Thâl kann nicht sehen mit wem. Nun geht er doch wieder etwas näher an das Geschehen heran. Neugierig ist er geworden, was hat jemand wie dieser üble Kerl wohl zu erzählen? Die Hand liegt locker am Schaft der Axt. So geht er langsam mit festem Schritt auf den Gefangenen zu. nur so weit will er gehen das er hören oder sehen kann was dort vor sich geht.

Tja, und das war leider Thâls letzter Post.