Tol Banred im 4. Zeitalter
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Tol Banred im 4. Zeitalter

Geschichten aus dem Alltagsleben der Menschen von Dol Banred
 
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 Von einer, die auszog, den Vater zu finden

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BeitragThema: Von einer, die auszog, den Vater zu finden   Von einer, die auszog, den Vater zu finden EmptyFr Jul 19, 2024 7:55 pm

vom 16. Mai 2010, um 15:57 Uhr

Miranda --> Arim

„Das Schaffell stinkt!“ unwirsch dreht sich das Mädchen zu der Bäuerin um. „Es stinkt und ist unbequem!“ Doch unerbittlich halten die derben Hände der älteren Frau die Bänder des Wamses und knoten sie an der Seite zusammen. „Du wirst es tragen, es verdeckt deine Weiblichkeit, oder willst du, dass dich weiterhin jeder Kerl angrapscht?“
Lange Gespräche sind dieser Szene vorausgegangen. Lange Abende am Feuer, ohne den Bauern, ohne die schweigsamen Söhne des Bauern, nur die Frau und Miranda. Die ältere Frau hatte das Mädchen, das da hoch fiebernd und entkräftet vor ihrer Tür lag, wieder hochgepäppelt, hatte sich um Miranda gekümmert wie um eine eigene Tochter, die ihr leider versagt geblieben war. Jetzt, mit Beginn des Sommers, hatte sie endlich nachgegeben und Miranda die Weiterreise gestattet. Viel lieber hätte sie sie als Braut eines ihrer Söhne auf dem Hof willkommen geheißen, doch Miranda hatte sich jedem Annäherungsversuch entzogen. Keinen der drei jungen und vorzeigbaren Männer beachtete sie, nur wenige Worte sprach sie mit ihnen. Einzig zur Bäuerin hatte sie etwas Vertrauen gefasst. Von ihr nahm sie auch den Rat an, als Knecht weiter zu ziehen.

„So, und jetzt kommen die Haare dran!“ In der Hand der Bäuerin blitzt die kleine Sichel auf, mit der sie sonst die Kräuter im Garten schneidet. „Setz dich dort hin, auf den Schemel!“ Sie dirigiert Miranda zu einem Melkschemel, und drückt sie darauf nieder.
„Ich will die Haare behalten! Du schneidest sie mir nicht ab! Nicht… NEIN!“ Miranda dreht sich und wendet sich, doch ein scharfer Schnitt und der lange Zopf, den die Bäuerin in der Hand hielt, ist ab. Entsetzt schaut Miranda auf ihre wunderschönen Haare, die jetzt in der Hand der Bäuerin sind. Tränen rollen über ihre Wangen, leise schluchzt das Mädchen vor sich hin. Jeden Widerstand hat sie jetzt aufgegeben und so vollendet die Bäuerin ihre Arbeit, schneidet das Haar noch kürzer ab, so, wie es die Knechte in dieser Gegend tragen. Auch sie muss schlucken, leicht fällt es ihr nicht, diese Arbeit zu verrichten. Doch sie macht es für Miranda, macht es für deren Sicherheit.
Sie nimmt ihre Kittelschütze und wischt Mirandas Gesicht mit einer sanften Bewegung trocken. „Nun komm, wir haben lange darüber gesprochen! Es muss doch sein! Du wirst auf lange Zeit kaum Gelegenheit zum Einkehren haben, bist ganz auf dich allein gestellt. Als Mann wirst du es leichter haben, glaub mir!“ Aus ihrer Schürzentasche holt sie die alte Wollmütze mit dem gerollten Rand, die der Knecht immer trug. Die setzt sie Miranda jetzt auf, rollt den Rand ein bisschen tiefer, dann betrachtet sie den kleinen Mann, der da jetzt vor ihr steht.
Das geht niemals gut. Sie sieht so zerbrechlich aus, niemand wird glauben, dass sie ein Mann ist! Nicht einmal das Schaffell macht sie kräftiger! Noch einmal zupft sie das Fell etwas lockerer, zieht sie die Hose etwas höher. „Ich hole dir noch eine Jacke, dann wird es gehen!“
Miranda bleibt allein zurück. Vorsichtig tastet sie nach ihren Haaren, findet nur kurze Stoppel wo noch vor wenigen Minuten die dicken Locken waren. Wieder rollen die Tränen.
Als die Bäuerin mit der Jacke zurückkehrt steht sie auf und lässt sich die Jacke, die wie das Fell und die Hose nach Stall und dem alten Knecht stinken, der sicher auch darin gestorben war, überstreifen. Einzig das alte Hemd ist frisch gewaschen, es ist vom Bauern. Das Bündel steht schon gepackt an der Seite, auch einen Stab hat der Bauer ihr bereitgestellt und sie ein wenig in seinem Gebrauch unterwiesen.
Miranda, die jetzt nur noch Arim heißt, nimmt beides auf, verabschiedet sich von der Bäuerin und ihrer Familie und beginnt ihre Suche erneut.
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BeitragThema: Re: Von einer, die auszog, den Vater zu finden   Von einer, die auszog, den Vater zu finden EmptyFr Jul 19, 2024 7:56 pm

vom 13. Juni 2010, um 18:40 Uhr

eine dunkle Nacht


Pck…….pck…….pck…..pck..pck.pck.pck….. Immer dichter fallen die eiskalten Tropfen. Müde und hungrig, ausgelaugt von der langen vergeblichen Jagd, bahnt sich Arim einen Weg durch das dichte Unterholz. Nässe und zunehmende Kälte lähmen ihre Bewegungen. Das Wams hat sich voll gesogen und hängt schwer an ihr herab, die alte Mütze ist tief ins Gesicht gerutscht. Wieder und wieder bleibt sie stehen um sich zu orientieren.

„Die Birken… ich muss nur die zwei Birken finden, dann finde ich auch die Hütte.“ murmelt sie. Mit zittriger Hand schiebt sie einen tiefhängenden Ast beiseite. Eine Lücke im Blätterdach tut sich auf, doch der Blick auf den Himmel gibt wenig Hoffnung. Sturmgraue Wolken ziehen regenschwer über das Land und geben Arim keine Chance, die Tageszeit herauszufinden.

Seit Stunden ist sie auf dem Rückweg, eigentlich müsste sie die Hütte schon längst erreicht haben. Der Boden unter ihren blanken Füßen ist nicht mehr weich und federnd, vom Regen aufgeweicht ist er rutschig und glatt und immer wieder stolpert die junge Frau.

Es geht bergauf, leicht zwar nur, aber in Arim steigt die Hoffnung, von der Spitze des Hügels aus besser sehen zu können, wo ihre Hütte liegt. Einen Fuß vor den anderen setzt sie, den Blick am Boden, der Müdigkeit und den Schmerzen trotzend, den Regen ignorierend. Endlich hört die Steigung auf, das Unterholz lichtet sich. Doch dieser Weg war vergebens, nirgends kann sie die zwei Birken erkennen, die ihr bei der Auswahl ihrer Orientierungspunkte so ideal erschienen waren. Erschöpft und enttäuscht setzt sie sich an den Fuß einen großen Baumes, lehnt sich an und schließt die Augen. Hier ist es trockner und nicht so kalt, das dichte Blätterdach hält den Regen ab und der Stamm schützt vor dem Wind. Der Müdigkeit kann sie nicht länger trotzen, ohne es zu merken schläft Arim ein.

Es ist dunkel geworden, Nacht. Hin und wieder findet das fahle Licht des Mondes einen Weg durch die Wolken und lässt Büsche und Bäume als bizarre Gestalten erscheinen.
Plötzlich schreckt Arim hoch. Die nassen kalten Kleidungsstücke haben dem Körper jeden Funken Wärme entzogen, zähneklappernd setzt sie sich auf. Doch nicht das Zähneklappern hat sie geweckt, nein, da war ein anderes Geräusch. Ihre Augen gewöhnen sich nur mühsam an die Dunkelheit. Etwas ist da. Ganz in der Nähe. Etwas, das vorhin noch nicht da war. Mit dem Rücken zum Baumstamm steht sie langsam auf, die nassen und schweren Kleidungsstücke bemerkt sie kaum noch. Sie lauscht … dreht den Kopf in den Wind, lauscht…

Da! Da ist es wieder… Rufe in der Ferne, Rascheln…Ist es rechts? Links? Sie kann es nicht lokalisieren. Ihre Hand sucht das Messer, das sie an der Hose trägt, doch die kalten klammen Finger bekommen es kaum zu fassen. Es fehlt die Kraft, das Messer zu ziehen. Das Herz pocht ihr bis zum Hals, das Blut rauscht in den Ohren, doch die Stimmen kommen näher. Raue Stimmen, grölend. Doch da ist noch etwas anderes, näher, unbestimmter, wie ein Schatten, der vorhin nicht da war.

Eine Wolkenlücke. Mondlicht dringt durch das Blätterdach und Arim sieht, was sie bisher nur ahnen konnte. Ein Stückchen weiter stehen Zwerge, versteckt am Baum, wie sie selber, lauschend. Die Stimmen kommen näher. Sind es drei? Vier? Die Zwerge ziehen sich in den Schatten des Baumes zurück, doch Arim kann nicht mehr fliehen… Aus dem Unterholz kommt eine Horde Männer, bewaffnet, blutbespritzt, im Hochgefühl eines gewonnenen Kampfes genau auf sie zu.

Ihr wird schwarz vor Augen und ohnmächtig sackt sie zusammen.
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BeitragThema: Re: Von einer, die auszog, den Vater zu finden   Von einer, die auszog, den Vater zu finden EmptyFr Jul 19, 2024 7:57 pm

vom 02. August 2010, um 16:15 Uhr

ein bleierner Tag


Als sie aufwacht ist sie allein. Stöhnend erhebt sie sich, tritt vorsichtig auf mit ihren schmerzenden Beinen. Anscheinend ist nichts gebrochen, stehen kann sie. Doch die Knie zittern, der ganze Körper fliegt, vor Kälte sicherlich aber auch als Zeichen des Schocks. Zitternd tastet sie nach den Bändern des Wamses, doch sie scheinen nicht angerührt worden zu sein. Blut… was blutet denn? Suchend gleitet ihr Blick über ihr Äußeres. Mit eiskalten dreckigen Fingern tastet sie ihr Gesicht ab. Schon die erste Berührung lässt sie zusammenzucken. Die Nase ist verklebt mit geronnenem Blut und über dem rechten Auge scheint eine Platzwunde zu sein. Ich blute… warum blute ich? Ist das Blut, was ich schmecke? Was ist denn mit meinem Mund? Sie spuckt aus, versucht es zumindest, doch die Lippen sind vom Blut verklebt und lösen sich nur sehr schmerzhaft voneinander.

Der Wald ist still, kein Vogel singt, kein Windhauch ist zu spüren. Einige Sonnenstrahlen verirren sich zu Arim unter das Blätterdach, doch sie wärmen sie nicht. Sich mit einer Hand am Baum abstützend versucht sie, sich einen Überblick zu verschaffen. Ringsum finden sich zertretene Büsche, abgeknickte Äste, kleinere Blutlachen und ein abgerissenes Ohr. Ein Helm liegt unter dem Baum, unter dem in der Nacht die Zwerge gestanden hatten. Ihre Mütze liegt dort am Boden, eingetreten in den Matsch, blutig und nass. Die Zwerge? Was für Zwerge? DIE ZWERGE!! Schlagartig tauchen Bilder das Nacht vor Arims Auge auf: Das helle Mondlicht – die Zwerge – die Gruppe grölender Männer, die sich auf sie zu bewegen – der Schmerz – das Blut – die Zwerge – das Grauen - die Stille im Wald, dröhnende Stille, kein Laut, kein Hauch – der Geruch des Schreckens …
Wimmernd sinkt sie wieder am Baum zusammen.

Erst Stunden später steht sie auf und schleppt sie sich zu ihrer Hütte. Weit ist es nicht, keine Meile entfernt. Im hellen Licht des Tages hat sie, allem Schrecken zum Trotz, doch noch die Orientierung gefunden.
Vor der kleinen Hütte aus zusammengebundenen Weidenzweigen prasselt ein wärmendes Feuer. Über den Ästen eines Baumes hängen Hose, Hemd und Schaffell zum Trocknen, sanft schwingen sie im Wind. Immer wieder lösen sich kleine Wassertropfen aus dem Schaffell und fallen zu Boden. Die Mütze liegt an der Seite, noch verdreckt, blutig.
Zitternd und schluchzend, nein eigentlich Rotz und Wasser heulend, sitzt Arim in ihrem kleinen Zuhause, notdürftig umhüllt von dem dunklen Tuch, in dem sie sonst ihre Habe bei sich trägt. In der rechten Hand hält sie das Messer fest umklammert, die andere liegt auf dem kräftigen Stab, den sie vor ewigen Zeiten einmal vom Bauer bekommen hatte. Ihr Haar steht stachlig vom Kopf ab und bildet einen seltsamen Kontrast zu dem weißen Gesicht, aus dem scheinbar jede Farbe gewichen ist. Wie sie zur Hütte gekommen ist weiß sie nicht mehr, auch nicht, dass sie noch das Feuer angezündet hat und die Sachen am nahen Bach gewaschen hat. Mechanisch hat sie diese Verrichtungen erledigt, doch dann löste sich die Schockstarre und das Grauen packte sie.
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